November 2019
Essstörungen und gesunde Essgewohnheiten
Von Patricia Gilles und Petra Wüllner
Am Mittwoch, dem 13.11.2019, fand im Rahmen der Präventionsarbeit an unserer Schule ein Vortragsabend zum Thema „Essstörungen und gesunde Essgewohnheiten“ statt, welcher sowohl von Eltern wie auch von Schülerinnen und Schülern der Jahrgangsstufen 8 bis Q2 gut besucht war.
Die Diplom-Psychologin Frau Fleiter und die Ökotrophologin Frau Brune der Johannesbad Fachklinik Hochsauerland in Bad Fredeburg informierten als Expertinnen nicht nur über den Unterschied von Essstörungen und -süchten, sondern ebenso über Ursachen, Erkennungsmerkmale und Behandlungsmöglichkeiten von Magersucht, Bulimie und anderen Esssüchten.
Frau Fleiter verdeutlichte, dass ein Großteil der – insbesondere weiblichen – Bevölkerung irgendwann im Leben eine Essstörung, d.h. ein „gestörtes Verhältnis“ zur Nahrungsaufnahme entwickele, wie beispielsweise bei einer Diät. Man spreche hier aber nicht (sofort) von süchtigem Verhalten. Für dieses gibt es je nach Krankheitsbild (Magersucht, Bulimie, Binge-Eating) verschiedene Indikatoren – bei allen ist aber entscheidend, dass der oder die Erkrankte durch das Essverhalten Kontrolle über sich und den eigenen Körper (wieder)erlangen möchte und das Verhalten nicht einstellen kann.
Jugendliche seien mitunter am stärksten gefährdet, eine Esssucht zu entwickeln, da sie sich nicht nur auf einer Identitätssuche befinden, sondern auch mehr als in anderen Altersklassen einer (Be-)Wertung ihrer Mitmenschen unterliegen. Dies verstärke sich beispielsweise durch das „Liken und Disliken“ in den sozialen Netzwerken noch mehr. Somit rät Frau Fleiter „auch mal die Augen zu schließen“, um einer Wertungsfreiheit Raum zu geben.
Besonders interessant war, dass aber nicht Schönheitsideale alleine, sondern vor allem emotionale Probleme Auslöser für Süchte sind. In diesem Zusammenhang erläuterte Frau Fleiter, dass dem Menschen lediglich vier Basisgefühle (Freude, Trauer, Wut und Angst) angeboren sind und wir den Umgang mit diesen erst im sozialen Miteinander erlernen. Werden diese gehäuft übergangen, komme es zu Störungen auf dieser Ebene, die dann auf der körperlichen Ebene durch ein „anderes“ Essverhalten kompensiert werden. Frau Fleiter wies daher nachdrücklich darauf hin, dass Trost stets das Tor zur Freude sei und dass das Risiko, einer Sucht zu verfallen, trotz Schönheitsidealen durch emotionale Konflikte viel stärker begünstigt werde als durch die ständige Bewertung, der wir unterliegen.
Frau Brune betonte als Ökotrophologin, dass eine geregelte Mahlzeitenstruktur mit 3 – 5 Mahlzeiten pro Tag für eine gesunde Ernährung sehr wichtig seien. Auch solle es außer aus gesundheitlichen oder ethischen Gründen keine Lebensmittel geben, die vom Ernährungsplan komplett gestrichen werden.
Bezüglich der Behandlung essgestörter Patienten erläuterte sie, wie sie in enger Absprache mit den anderen Therapeuten mit den Patientinnen und Patienten zusammen Esspläne erstelle, um als langfristiges Ziel ein flexibles und eigenverantwortliches Essverhalten wieder zu erlangen.
Wir denken gerne an diesen interessanten und informationsreichen Abend zurück und bedanken uns nochmals bei Frau Fleiter und Frau Brune für die gute Zusammenarbeit.